Themen
Handlungsanforderung
Warum bedarf es Verfahrensabläufe in der Praxis?
Nach dem Anstieg der Flüchtlingszahlen Ende 2015 sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF) eine feststehende Zielgruppe der Kinder- und Jugendhilfe geworden. Während die ersten Monate davon geprägt waren in kürzester Zeit für eine hohe Personenzahl adäquate Unterbringungs- und Versorgungsmöglichkeiten zu schaffen, traten in den vergangenen Jahren verstärkt fachliche und inhaltliche Herausforderungen in den Mittelpunkt, die professionelle und standardisierte Verfahren erfordern.
In der Praxis haben sich viele Verfahren eingespielt und etabliert. Diese Verfahren genügen allerdings nicht immer und überall den fachlichen Standards der Kinder- und Jugendhilfe bzw. sind diese Standards teilweise noch nicht definiert worden. Bei vielen Fachkräften herrscht oft große Unsicherheit darüber, wie einzelne Verfahrensschritte in der Praxis konkret ausgestaltet werden können und sollen. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass die Anforderungen und Bedarfe der Zielgruppe vorher nahezu unbekannt waren und sich daher die Fachdienste neu aufstellen mussten: In sehr kurzer Zeit wurde möglichst viel Personal benötigt – viele Berufseinsteiger und zum Teil Quereinsteiger wurden eingestellt und es kam zu Änderungen von Zuständigkeiten, die partiell mit einem großen Wissensverlust einhergingen. Neustrukturierungen von Teams und Neugründungen von Spezialdiensten waren die Folge, welche schnell auf die hohen Zahlen der jungen Flüchtlinge reagieren und agieren mussten. Unterschiedliche Umsetzungspraxen entstanden, die teilweise lückenhaft sind, teilweise sehr gut laufen und einer Anpassung aneinander bedürfen. Denn derzeit führen ungeklärte Verfahrensweisen in der Konsequenz vereinzelt zu Problemen an der Schnittstelle zwischen den beteiligten Akteuren und wirken sich negativ auf die jungen Flüchtlinge aus.
Diese unterschiedlichen Verfahrensweisen in der Praxis wiesen im Projektzeitraum 2018 bereits auf den Bedarf einer Orientierungshilfe hin, um qualitatives Arbeiten zu sichern, die Handlungssicherheit jeder/s Mitarbeitenden zu vergrößern und fachliche Standards aufrechtzuerhalten, die im Umkehrschluss den umF zugutekommen. Die Servicestelle nahm diesen Auftrag an und versuchte für Rheinland-Pfalz übergreifende Abläufe darzustellen. Diese sind nachfolgenden Seiten zu entnehmen.